Als Pflegeprofis sind Sie mit den verschiedensten Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz konfrontiert, mit denen Sie umgehen müssen. Dazu gehören auch Manierismen. Das sind unwillkürliche, wiederholte Bewegungen oder Verhaltensweisen, die oft keinen offensichtlichen Zweck haben und sich von normalen Bewegungen unterscheiden. In unserer Fallbesprechung des Monats geht es um eine Dame, die permanent mit einem Fingerring auf den Tisch klopfte und so nicht nur die Geduld ihrer Mitbewohner strapazierte, sondern auch das Pflegeteam an seine Grenzen brachte.
Im folgenden Fall trat bei der 81-jährigen Maria K. das Phänomen auf, dass sie, sobald sie an einem Tisch saß, mit ihrem Ehring begann, auf diesem in schneller Folge zu klopfen. Toktoktoktoktoktok. Unaufhörlich. Dies führte dazu, dass sie nicht nur verbalen, sondern vereinzelt auch körperlichen Übergriffen ihrer Mitbewohner der Station ausgesetzt war. Dementsprechend waren Pflege- und Betreuungsmitarbeitende ständig gefordert, Aufregung und Konflikte zu beruhigen. Verbal konnte sich Frau K. nur noch eingeschränkt äußern, in der Regel nur mit einzelnen Wörtern Bedürfnisse oder Wünsche ausdrücken („Durst!“, „Hunger!“).
Erste Versuche: Trial-and-Error gegen das Klopfgeräusch
- Um das Geräusch zu dämpfen, wurde zunächst versucht, ein Handtuch oder Lappen auf dem Tisch zu platzieren. Frau K. entfernte diese Unterlage jedoch jeweils nahezu sofort.
- Als Nächstes wurde versucht, den Ring vom Finger von Frau K. zu nehmen. Dies gelang nicht durch den festen, langjährigen Sitz und Frau K.s massive körperliche Gegenwehr. Den Ring mittels eines Schneidwerkzeugs zu entfernen, lehnt der Betreuer zudem ab. Eine Beschädigung des geliebten Rings kam nicht infrage. Frau K. klopfte weiter. Tagein, tagaus.
- Schließlich einigten sich die Beteiligten darauf, Frau K. zeitweise in ihrem Zimmer zu isolieren. Dort könne sie weiter klopfen, ohne ihre Mitbewohner zu stören. Deren Angehörige hatten sich zum Teil mittlerweile massiv darüber beschwert, dass im Tagesaufenthaltsraum aufgrund von Frau K. keinerlei Gespräch mehr möglich sei. Der Versuch scheiterte jedoch zum einen daran, dass Frau K. ohne Gesellschaft kaum aß und trank einerseits. Andererseits begann sie lautstark zu rufen bis hin zum Schreien, wenn sie einige Zeit allein in ihrem Zimmer saß. Das stresste den Wohnbereich kaum weniger.
- Vonseiten Angehöriger anderer Bewohner, aber auch aus Teilen des Teams heraus entstand schließlich die Forderung, Frau K. zeitweise so weit zu sedieren, dass Ruhe einkehren würde. Nicht nur der Betreuer, auch der Hausarzt lehnten dies richtigerweise ab.
Nun schien guter Rat teuer.
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