Hast Du im Unterricht schon die SIS® kennengelernt? Wenn ja, dann hat Euch Euer Lehrer bestimmt Folgendes erklärt: Die SIS® besteht aus insgesamt 3 Komponenten: der Eingangsfrage, den Themenfeldern und der Risikomatrix. Die Eingangsfrage hat den Sinn, gleich zu Beginn der Informationssammlung eine gute Beziehung zum Pflegekunden aufzubauen. Mit der Ansprache „Was bewegt Sie im Augenblick? Was brauchen Sie? Was können wir für Sie tun?“ vermittelt die Pflegefachkraft, dass sie sich erst einmal für den Menschen selbst interessiert, bevor es anschließend um die pflegerischen Ressourcen und Defizite gehen wird.
Ein Beispiel: Stell Dir einmal vor, Du wärst 80 Jahre alt und hättest die letzten 20 Jahre allein in Deiner Wohnung gelebt. Dein(e) Lebenspartner(in) ist bereits verstorben, die Kinder haben ihr eigenes Leben, besuchen Dich aber regelmäßig. Dein engster Bezug besteht zu Deinem Hund Snoopy, der Dein Leben mit Dir teilt und Deinen Tag strukturiert. Aufgrund Deines Alters bist Du zwar in vielem langsamer als früher, kommst aber noch gut allein zurecht – bis zu jedem verhängnisvollen Mittwoch vor ein paar Wochen. Da bist Du beim Gassigehen mit Snoopy gestürzt und hast Dir den Oberschenkelhals gebrochen. Anscheinend kamst Du ins Krankenhaus und wurdest operiert, so genau weißt Du das alles nicht mehr. Eines Tages kommen Deine Kinder zu Besuch und eröffnen Dir, dass Du übermorgen in ein Pflegeheim verlegt wirst. Allein bei dem Gedanken hast Du jetzt schon Panik, denn Du willst doch einfach nur wieder nach Hause! Wer kümmert sich um die Wohnung, wer schaut nach Snoopy? Wenn Du bei den Kindern nachfragst, bekommst Du nur irgendwelche ausweichenden Antworten! Du fühlst Dich so hilflos und willst einfach nur Dein altes Leben zurück!
Würde die Pflegefachkraft im Heim bei Deiner Aufnahme nun gleich fragen, in welchen Bereichen Du Hilfestellung brauchst und was Du noch allein kannst, würdest Du Dich wie auf einem anderen Stern fühlen, nicht wahr? Denn das sind gerade überhaupt nicht die Themen, die DIR wichtig sind! Stellt sie Dir dagegen die Eingangsfrage und nimmt sich Zeit für Dich, kannst Du endlich Deine ganzen Sorgen loswerden und mitteilen, was Dich gerade wirklich bewegt. Sofern es in ihrer Macht liegt, versucht die Pflegekraft dann, Dir zu helfen, indem sie sich z. B. für Dich erkundigt, Deine Kinder animiert, Snoopy zu Besuch mitzubringen, usw. – wie schön!
In den Themenfeldern der SIS® dokumentierst Du als Pflegefachkraft später, wie eben schon erwähnt, die Ressourcen und Defizite Deines Pflegekunden. Was kann er allein? Wo bestehen Einschränkungen, für die später Unterstützungsmaßnahmen geplant werden müssen?
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