Die Versorgung von Erkrankten, Sterbenden und Verstorbenen ist in allen Kulturen und Religionen ein sensibles und bedeutsames Thema. Sowohl der Islam als auch das Judentum haben spezielle Rituale und Vorschriften, die in diesen Situationen beachtet werden müssen. Hier finden Sie die Wichtigsten kurz und kompakt zusammengefasst.
Die Pflege Sterbender und die Versorgungen Verstorbener sind in diesen großen monotheistischen Religionen von zentraler Bedeutung. Für beide ist es ratsam, nach Rücksprache mit den Zugehörigen Kontakt zur Gemeinde des Sterbenden aufzunehmen und auf Wunsch des Sterbenden seelsorgerischen Beistand zu erbitten.
| Übersicht: Im Islam |
| Zentrale Bedeutung der Krankenpflege |
| Im Islam ist die Pflege Erkrankter und Sterbender eine bedeutende Tat der Barmherzigkeit und Solidarität. Der Prophet Muhammad ermutigte Muslime, Kranke zu besuchen und sich um sie zu kümmern. Ein Hadith (Überlieferung der Aussprüche und Handlungen des islamischen Propheten Mohammad) besagt: „Der Besuch eines Kranken ist eine Pflicht für jeden Muslim“ (Sahih al-Bukhari). |
| Wichtige pflegerische Grundsätze |
| 1. Würde und Respekt: Jeder Erkrankte verdient Würde und Respekt, unabhängig von seinem Zustand. 2. Hygiene und Reinheit: Hygiene hat im Islam einen hohen Stellenwert. 3. Gebet und spirituelle Unterstützung: Das Gebet ist ein zentraler Bestandteil des islamischen Lebens, auch bei Krankheit. Stellen Sie sicher, dass Ihre Pflegekunden auf Wunsch die Möglichkeiten haben, zu beten. |
| Essen und Trinken |
| Die Ernährung muss den islamischen Speisevorschriften (Halal) entsprechen. Halal bedeutet, dass die Nahrung nach den islamischen Gesetzen erlaubt ist. Schweinefleisch und Alkohol sind strikt verboten. Diese Vorschrift gilt auch für Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Schweinegelatine oder Alkohol enthalten. Bei Erkrankten können hier jedoch Ausnahmen gemacht werden, wenn dies aus gesundheitlichen Gründen nötig und alternativlos ist. |
| Die Familie |
| Bei der Pflege ist der Einbezug der Familie besonders wichtig. Oftmals verlassen Familienangehörige den Sterbenden nicht bzw. es ist immer ein Familienangehöriger anwesend. Diese werden versuchen, möglichst alle Wünsche des Sterbenden zu erfüllen. Arbeiten Sie eng mit ihnen zusammen und wundern Sie sich nicht über die permanente Anwesenheit. |
| Wichtiges in der palliativen Versorgung |
| – Ein sterbender Muslim darf nie durstig sein. Im islamischen Glauben versucht der Teufel den durstigen Sterbenden, indem er ihm Wasser anbietet. Er soll dafür seinen Glauben verraten. Daher ist eine gute Mundpflege wichtig, um das Durstgefühl zu verhindern. Diese wird häufig von den Angehörigen übernommen. – Auf Hygiene wird viel Wert gelegt. Hier unterstützen oftmals die Zugehörigen, besonders im Bereich ritueller Waschungen. – Beachten Sie die Schamgrenzen der Betroffenen! Nur gleichgeschlechtliche Pflegekräfte sollten den muslimischen Erkrankten versorgen. |
| In der Sterbephase |
| – Drehen Sie den Sterbenden auf die rechte Körperseite und achten Sie darauf, dass sein Blick Richtung Mekka (etwa auf Süd-Süd-Ost) gerichtet sein kann. – Ein sehr wichtiger Punkt ist das Ablegen der Shahada (das muslimische Glaubensbekenntnis) am Lebensende. Sollte der Sterbende selbst nicht mehr in der Lage sein, dies durchzuführen, wird dies von Angehörigen gesprochen. Die Shahada wird ihm dann in das rechte Ohr geflüstert. Das Glaubensbekenntnis hat eine extrem hohe Bedeutung, da es dem Sterbenden den direkten Übergang in das Paradies ermöglicht. |
| Versorgung des Toten |
| Das Anfassen des Leichnams durch Nichtmuslime sollte nach Möglichkeit unterlassen werden, da es als Respektlosigkeit aufgefasst wird. Besprechen Sie idealerweise bereits im Vorfeld, wie die Versorgung des Verstorbenen erfolgen soll. |
| Übersicht: Judentum |
| Zentrale Bedeutung der Krankenpflege |
| Das Judentum bejaht das Leben. Nicht der Tod und das Leben im Jenseits, sondern das Leben im Hier und Heute steht im Mittelpunkt des jüdischen Glaubens. Im Judentum ist die Pflege Erkrankter und Sterbender eine zentrale Pflicht, die auf dem Prinzip der Barmherzigkeit (Chesed) und der Mitmenschlichkeit basiert. Die Tora und der Talmud betonen die Wichtigkeit, Erkrankte zu besuchen und für sie zu sorgen. |
| Wichtige pflegerische Grundsätze |
| – Bikur Cholim: Der Besuch und die Unterstützung Erkrankter (Bikur Cholim) ist eine Mizwa (gute Tat) und ein Ausdruck von Mitgefühl. – Würde und Respekt: Erkrankte sollen mit größtem Respekt und Würde behandelt werden. – Hygiene und Reinheit: Hygiene ist im Judentum wichtig. – Gebet und spirituelle Unterstützung: Das Gebet und das Studium der Tora sind wichtige spirituelle Praktiken, die den Erkrankten Trost und Hoffnung bieten sollen. |
| Essen und Trinken |
| – Koschere Lebensmittel: Lebensmittel müssen als „koscher“ zertifiziert sein, was bedeutet, dass sie den jüdischen Speisegesetzen entsprechen. – Trennung von Milch und Fleisch: Milchprodukte und Fleisch dürfen nicht bei der gleichen Mahlzeit gegessen werden. Dies betrifft auch die Zubereitung und das Servieren der Speisen. – Verboten sind: Schweine, Krebse und bestimmte Fische; auch Tiere, die nicht rituell geschlachtet wurden, sind nicht koscher. – Bei Erkrankten können hier jedoch Ausnahmen gemacht werden, wenn dies aus gesundheitlichen Gründen nötig ist und keine Alternativen zur Verfügung stehen. |
| Die Familie |
| Es wird als wichtig erachtet, dass ein sterbender Mensch nicht allein ist. Angehörige oder religiöse Gemeinschaftsmitglieder versuchen, beim Sterbenden zu bleiben, um ihm Trost und Unterstützung zu geben (Bikur Cholim). |
| Wichtiges in der palliativen Versorgung |
| – Das Leben darf unter keinen Umständen verkürzt werden. Häufig wird auch in eigentlich aussichtslosen Situationen noch die Maximaltherapie gefordert. – Der Einsatz von Medikamenten, soweit sie nötig sind, muss genau erläutert werden. Sie dürfen zudem nicht indirekt den Tod beschleunigen. Auch der Einsatz oder das Weglassen von Maßnahmen, z. B. Infusionen, sollte genau erklärt werden. |
| In der Sterbephase |
| – In der Sterbephase soll der Sterbende möglichst wenig berührt werden, um das Sterben nicht zu beschleunigen. – Kurz vor Eintritt des Todes wird der Sterbende vom Rabbi oder anderen Anwesenden aufgefordert, das Glaubensbekenntnis Viddui zu sprechen (ein Sündenbekenntnis, das von einer Person, die dem Tod nahe ist, privat vorgetragen wird). Sollte der Sterbende die Worte nicht mehr selbst sprechen können, übernimmt diese Aufgabe entweder der Rabbi oder einer der Anwesenden. – In der Sterbephase soll der Betroffene nicht allein gelassen werden. |
| Versorgung des Toten |
| – Augen und Mund des Verstorbenen werden geschlossen und ein weißes Tuch über das Gesicht gelegt. – Eine Kerze wird zur Totenwache angezündet. – Die Fenster werden geöffnet, damit die Seele den Raum verlassen kann, und die Spiegel im Raum werden verdeckt. – Bis zur Bestattung bleibt jemand zur Totenwache bei dem Verstorbenen. Nach dem Tod setzen sich die Angehörigen mit der Chewra Kaddischa, der „heiligen Gemeinschaft“, in Verbindung. Sie kümmern sich darum, den Toten zu waschen und für seine Beerdigung anzukleiden. |
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